Jetzt Segelfliegen in Namibia

Ein Fluglager in der bei uns ‚schiachen‘ Jahreszeit

Seit dem Jahre 2000 bin ich fast jedes Jahr im November und/oder Dezember ein paar Wochen zum Segelfliegen in Südafrika, bzw. in den letzten Jahren in Pokweni / Namibia: Erstens weil das Grazer Wetter in dieser Jahreszeit einfach ‚schiach‘ ist, und zweitens weil man um diese Zeit auf der Südhalbkugel nicht nur Sonne, Wärme und lange Tage, sondern auch traumhafte Segelflug-Bedingungen genießen kann 😊.

Interessantes über Namibia

Hinter dieser Sandwüste erhebt sich die ‚Kante‘: Ein gigantischer, wild zerklüfteter Abbruch von bis zu 1800 m Höhe, der dann in die Kalahari übergeht – und diese Kalahari ist unser grandioses Segelfluggebiet, das sich 500 km und mehr bis zur Grenze von Botswana im Osten erstreckt. Dieses Segelfluggebiet ist – mit ein paar Ausnahmen – bis zu FL 195 (knapp 6000 m) frei für uns Segelflieger.

In diesem Teil der Kalahari haben sich in den letzten Jahren insgesamt 4 Segelflugzentren gebildet:

  • Bitterwasser: Eine ca. 3 km2 große Pfanne
  • Pokweni: Eine ca. 900 x 500 m große Pfanne, mit hartem Lehmboden, und einer daran anschließenden ‚Runway‘ (total 2.7 km Länge)
  • Kiripotib: Eine Farm mit Segelflugbetrieb
  • Veronica: Eine ‚Jagdfarm‘, mit zwei in den Sand gepflügten Pisten

Gestartet wird vom ganz rechten Rand, nach 400 m geht’s in die Piste: 50 m breit, aber nur ein etwa 2 m breiter Streifen ist ohne Bewuchs – den sollte man beim Starten halt treffen😊

Namibia hat ca. 2.3 Millionen Einwohner (etwa 3% davon sind Weiße); damit ist es eines der am dünnsten besiedelten Länder Afrikas. Die Hauptstadt Windhoek ist nach Aussage eines dort lebenden deutschen Studenten ‚ein Dorf‘ (mit ca. 300.000 Einwohner – also etwa wie Graz 😊).

Die Kalahari ist eine Halbwüste; sehr dünn besiedelt, nur sehr spärliche Vegetation, wenig Niederschläge (‚unser‘ Farmer Jos im November: ‚Der letzte Regen war heuer im April‘). Wasser wird aus riesigen Grundwasserseen aus 100 bis 150 m Tiefe hochgepumpt; die früher dafür notwendigen Windräder sind mittlerweile durch solar betriebene Pumpen ersetzt worden. Problem: Die Solar-Paneele müssen nun gegen Diebstahl massiv gesichert werden (was bei den Windrädern kaum der Fall war 😊).

Obwohl ein ziemlich großer Teil von Namibia Wüste oder Halbwüste ist, sterben dort mehr Leute durch Ertrinken als durch Verdursten: Man stellt sich am Abend mit dem Zelt oder Camper unter einen schönen, schattigen Baum, bewundert ein fernes Gewitter mit Blitzen und Donnergrollen – und wird dann ein paar Stunden später durch eine starke Flutwelle weggespült – das bis dahin trockene Flussbett war einfach zu einladend….

Segelfliegen in Pokweni / Namibia

Pokweni ist eine Farm, betrieben von Jos und Annalie van der Merwe; Die kulinarische Versorgung auf dieser Farm ist optimal: Springbock, Kudu, Oryx und Co – alle von Jos selbst geschossen; dazu natürlich alle möglichen Beilagen.

Der Flugplatz selbst, ein glatte, harte Lehm-Pfanne, ist etwa 2 km entfernt; im Hangar dort steht die Samba (ein UL mit Rotax-Motor) von Jos, ein alter Blanik, und während der Saison 1 oder 2 Einsitzer. Alle anderen Segelflugzeuge stehen unter einem perfekt aufgebauten Schattennetz, mit Wasseranschluss, Befestigungen, je 2 leere Tonnen für die Bezüge etc. etc.

in der Zeit von Anfang November bis Mitte Jänner sind dort etwa 10 – 15 Segelflugzeuge – alles Eigenstarter – stationiert: https://www.pokweni.de/. Die Flugzeuge werden mit einem Pickup am Vormittag zur Startstelle gezogen, dort im Halbkreis aufgestellt – und dann wird unter Sonnenschirmen auf den Beginn der Thermik gewartet; und das kann dann – bei Temperaturen um 38° oder mehr schon mal die eine oder andere Stunde dauern. Wie definierte das einer der wartenden Piloten: „Segelfliegen ist ein Sport, bei dem man sich in allergrößter Hektik auf langes Warten vorbereitet.“

Wenn dann die ersten ‚dust devils‘ durch die Pfanne tanzen, dann haben wir sicher schon den Beginn der Thermik übersehen 😊 (Starte auch das Video).

Ein besonders eindrucksvoller ‚Dust Devil‘ (Pokweni / Namibia)

Wie kommen Segelflugzeuge eigentlich dort hin???

Anfang September treffen sich ein paar Enthusiasten in Hodenhagen – ein kleines Städtchen in der Nähe von Hannover. Für mich als Grazer ein ‚1000er‘, halt per Auto, mit Anhänger dran; eine 2-Tagestour mit Zwischenstation….

Dort werden 2 oder 3 Container mit Segelflugzeugen und mit seeeeehr viel Zubehör, Ersatzteilen etc. so stabil verpackt, dass auch wochenlange Vibrationen auf  dem Containerschiff, mehr oder weniger heftige Stöße beim Entladen – da fallen schon mal die Container versehentlich ziemlich heftig auf den Boden – und auch die Temperaturen – immerhin muss ja der Äquator überquert werden – keine größeren Schäden anrichten.

Nachdem alle Flugzeuge mit Carnet versehen, und die Container vom Zoll versiegelt worden sind, werden die Container per Tieflader nach Hamburg gebracht, und dort auf ein Containerschiff geladen. Nach etwa 6-7 Wochen trifft dieses Containerschiff im Hafen von Walvish Bay (der einzige Hafen von Namibia) ein, unsere Segelflug – Container werden von dort wieder per Tieflader ca. 600 km auf die Farm Pokweni transportiert. Und wenn alles klappt, kommt irgendwann Ende Oktober ein Bild: „All containers arrived!“

Anfang November beginnt dann die Flugsaison in Namibia, und dauert bis etwa Mitte Jänner – dann wird wieder alles kunstvoll in den Containern verstaut, die dann den gleichen Rückweg antreten; und etwa Mitte bis Ende März treffen sich alle Piloten wieder in Hodenhagen – für mich zwar wieder ein weiterer (Auto-) 1000er, aber immer mit dem Gefühl: „Schön war’s“.

PS: In jedem Container stecken 5 Segelflugzeuge, in der Mehrzahl große Doppelsitzer und/oder Offene Klasse mit Spannweiten bis 28 m. Einmal hatten wir sogar 6 Flugzeuge in EINEM Container – aber das artete dann schon fast in Wissenschaft aus – und bescherte dem Axel als verantwortlichem Organisator einige schlaflose Nächte …

Fortsetzung folgt ….

Träume nicht vom Fliegen – Fliege deinen Traum!

Schau am Donnerstag bei unserem Clubabend vorbei. Lass uns über deine Möglichkeiten sprechen, wie du dir bei uns diesen Traum erfüllen kannst. Das geht einfacher, als du denkst!

Wir freuen uns auf dich:
Mica, Lukas, Georg, Schorsch, Pux und Manuel und viele andere mehr…

(Vielen Dank Benjamin Gasser und derGRAZER für das Bild)

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