Segelfliegen in Namibia 2024 Fortsetzung…

Hier kannst du nachlesen, wie alles begann >>>

Die Reise nach Afrika

Anfang November 2024 starten Renate und ich per Flixbus nach Wien, und von dort mit Ethiopean Air über Addis Abeba (der Flughafen befindet sich in einer Höhe von mehr als 2300 m) nach Windhoek; dort wird das bestellte Leihauto abgeholt, SIM-Karten fürs Handy besorgt, über Rehoboth und die D1230 (relativ gute gravel road) die ca. 240 km zur Farm Pokweni gefahren, wo wir planmäßig bei Sunset eintreffen.

Und Benni war schon da

…schon erwartet von meinem Kopiloten Benni aus Innsbruck, der sich mit Platz 2 der sis-at/Juniorenmeisterschaft 14 Tage Mitflug in meinem Nimbus 4DM erflogen hatte.

Überraschung: Axel (der Organisator) und das Team haben unseren 4DM bereits aufgerüstet – womit sie sich natürlich eine Flasche Wein verdient hatten 😊.

Es geht los…

Nach einem ersten erfolgreichen Checkflug am nächsten Tag erwartet uns am zweiten Tag bereits das erste größere Abenteuer:

Wir sind mit 4 anderen  Segelflugzeugen nochetwa 150 km südlich von Pokweni – allesamt in Höhen zwischen 4500 und 5000 m – als wir von einer großräumigen ‚Sandwalze‘ hören, die über den Flugplatz hinweg in unsere Richtung zieht: „No landing possible at the moment“. Also abwarten, und die Bedingungen checken….

Nach etwa 45 Minuten hat sich die Situation am Flugplatz zwar wieder einigermaßen beruhigt – allerdings ist die Luft unter und vor uns nun so ‚staubig‘, dass der Boden kaum sichtbar ist – nur einzelne Sonnenflecken sind noch erkennbar, die uns als Orientierungs-Hilfen dienen müssen. Wir starten als erste den Endanflug – mehr oder weniger den paar Sonnenflecken folgend – und erreichen den Flugplatz in 2000 m GND: Wir beginnen sofort einen Schnellabstieg mit vollen Klappen, während der Reihe nach nun auch die anderen den Endanflug starten.

Manchmal ist auch Ruhe angesagt

Der nächste Tag ist wetterbedingt ein Ruhetag – Überentwicklungen und Regen sind vorhergesagt; der ‚Regen‘ allerdings besteht nur aus ein paar Tropfen (Jos: „About 0.01 mm“) – da es aber die ersten Tropfen seit April (!) sind, spendiert uns Jos den abendlichen Rotwein. 😊

Doch bald ruft wieder der Himmel über der Kalahari

Zwei Tage später ist starker Nordwind angesagt, der mit der Höhe leicht dreht und auch noch zunimmt, wodurch sich erkennbar schöne Lenticularis-Wolken bilden: Scherungswellen, die so auch ohne jeden orografischen Auslöser entstehen können.

Wir brauchen zwar mehrere Anläufe,finden dann aber letztendlich doch den Einstieg in den laminaren Bereich, und mit 1.5 bis 2 m/s geht es dann bis auf 5600 m – bei traumhafter Aussicht in der klaren Luft fast stehend, bei über 80 km/h Wind.

Ein paar Tage später: Passable Wettervorhersage für Benni’s Abschiedsflug: Erst Richtung NO bis zum ‚Knie‘ (Grenze zu Botswana) – dort wird es aber rasch feuchter und niedriger; also wenden wir Richtung Süden, entlang des mehr als 300 km schnurgeraden Zauns, der auch die Grenze zum ‚Kgalagadi Nationalpark‘ bildet. Etwaige Landungen in diesem Gebiet – von etwa der Größe der Schweiz – wären zwar in Pfannen durchaus machbar, allerdings gibt es dort weder Straßen noch Wege, dafür aber Löwen, Leoparden etc. – eine Bergung / Rettung wäre praktisch unmöglich; ein absolutes Todesurteil – wohl egal ob durch Löwen, Verdursten oder Verhungern.

Weit im Süden wenden wir wieder, und fliegen Richtung Norden bis auf Höhe Pokweni; es beginnt abzutrocknen, und wir gleiten mehr als 100 km durch tote Luftmassen, bis wir wieder Aufwind finden – die Höhe reicht dann, um ein paar km über Pokweni hinauszufliegen, und nach 1061 km in der Pokweni-Pfanne zu landen – sozusagen mein ‚Geburtstags-1000er‘ 😊.

Am nächsten Tag ladet Axel mich ein, in seinem Arcus M mitzufliegen; ein perfektes Timing: Benni muss uns verlassen, und Elisabeth (meine Kopilotin für die nächsten 2 Wochen) wird erst am Abend eintreffen. Und: Es ist eine super Wetterlage – es bildet sich eine perfekte Konvergenz von NW nach SO aus, die ziemlich genau über Pokweni verläuft. Also möglichst schnell, möglichst geradeaus, und möglichst hoch fliegen; und es ist uns beiden egal, dass gegen Ende der Sauerstoff ausgeht (ab dann halt immer schön unter 4000 m bleiben!), und dass ich fast erfroren bin (selber schuld, wenn man nicht genug warmes Gewand mitnimmt 😊) – was tut man nicht alles, damit am Ende 1200 km auf den Instrumenten stehen !

Elisabeth, die vielseitige Co-Pilotin

Elisabeth ist eine vielseitige Pilotin: Sie ist nicht nur eine gute Strecken-Fliegerin, hat MB studiert, reist in der Weltgeschichte herum um Getränke-Abfüll-Automaten zu optimieren, und strickt in den langen Wartezeiten auf den Start noch ein paar Socken als Weihnachts-Geschenk 😊.

Elisabeth hat mir einen Tausch-Transponder mitgebracht (mein alter XPDR hat wohl einen Defekt beim Container-Transport erlitten), den wir an einem Ruhetag eingebaut haben. Weil es in Namibia Wahlen gibt, hat das Militär an 3 Tagen ein absolutes Flugverbot für nicht-Namibia-registrierte GA-Flugzeuge und Drohnen angeordnet; wir hatten aber so etwas wie ‚Glück‘: An diesen 3 Tagen lag eine Kaltfront über der Kalahari, wodurch wir zumindest keinen guten Tag versäumt haben 😊).

Trotzdem fliegen wir in diesen 2 Wochen insgesamt etwa 9000 km – und müssen wieder vor einer nahenden Sandwalze umgehend landen; kaum ist der 4DM angebunden und wir ins Auto geflüchtet, fegt diese Böenwalze über die Pfanne. Beeindruckend…. Ebenso beeindruckend, als wir zwischen 2 Schauern ohne Probleme durchfliegen, beim dritten Schauer aber einen ‚Down Wash‘ der extremeren Art erleben: Vario am unteren Anschlag, in kürzester Zeit mehr als 1500 Meter tiefer, ordentliche Turbulenzen – wir sind heilfroh, wenigstens einen 0.5 m Bart nicht mehr allzu hoch über der Kalahari zu finden….

Co-Pilot Philip, der Siegertyp ☺

Mein nächster Kopilot Philip – er ist zum 2. Mal Juniorensieger der sis-at – ist nicht nur ein guter Streckenpilot, sondern auch ein begabter und begeisterter Fotograf.  

Eines Abends fahren wir daher in stockdunkler Nacht noch mal auf den Flugplatz, ziehen den Nimbus 4DM in die Mitte der Pfanne, so dass Philip ein paar Standfotos (Nimbus mit dem phantastischen Sternen-Himmel über der Kalahari als Hintergrund) machen kann. Danach wird das große Stativ mit der Kamera aufgebaut, exakt ausgerichtet, auf Zeitraffer gestellt, und mit externer Power Bank betrieben, so dass die Kamera mehrere Stunden lang bis kurz vor Sonnenaufgang ein Bild nach dem anderen von der ‚aufgehenden‘ Milchstraße machen kann – während wir kurz vor Mitternacht endlich ins Bett kommen. Ich habe die Ausrüstung am nächsten Morgen um 06:30 wieder abgeholt; und Gottseidank haben in der Nacht keine Springböcke etc. am Setup herumgeschnüffelt oder das Stativ umgeworfen …. Ergebnis: Ein fantastisches Video zeigt, wie sich das Zentrum der Milchstraße langsam über dem Nimbus empor dreht ….

Wegen der sehr mäßigen Wettervorhersage gönnen wir uns dann am nächsten Tag einen wohlverdienten Ruhetag …

Zwei Tage später fliegen wir wieder einmal an die ‚Kante‘; wir jagen diese äußerst malerische Strecke ca. 200 km lang Richtung Süden, bis uns der einsetzende Regen den Weg versperrt. Immerhin schaffen wir etwa 950 km.

Am nächsten Tag kommen wir etwas früher und auch besser weg, fliegen wieder an die Kante, und geben Gas, um den schon wieder drohenden Regenschauern zuvorzukommen; trotzdem müssen wir diesen ziemlich weit in die Namib hinein ausweichen, teilweise auch zwischen zwei Schauern durchfliegen, aus denen auch hin und wieder grelle Blitze kommen – was Philip gar nicht mag; aber in 5000 m fühlen wir uns segelfliegerisch sicher genug, und wir können unseren Schnitt heute hoch genug halten, um am Ende des Tages nach 1064 km wieder in Pokweni zu landen.

Kurz vor Weihnachten: Wir verabschieden uns von Pokweni – es geht wieder zurück in die Kälte und in den Nebel;

Aber: Es war einfach wieder schön 😊!

Wir kommen wieder – versprochen!

Lass dich von Segelfliegen und Afrika verzaubern >>>

Träume nicht vom Fliegen – Fliege deinen Traum!

Schau am Donnerstag bei unserem Clubabend vorbei. Lass uns über deine Möglichkeiten sprechen, wie du dir bei uns diesen Traum erfüllen kannst. Das geht einfacher, als du denkst!

Wir freuen uns auf dich:
Mica, Lukas, Georg, Schorsch, Pux und Manuel und viele andere mehr…

(Vielen Dank Benjamin Gasser und derGRAZER für das Bild)

Die Kommentare sind geschlossen.